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Die Aussagen der Behörden reichen von nicht zuständig bis zu nicht schützenswert im Rahmen bestehender Gesetze.

                 

Thüringer Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege

§ 18 Besonders geschützte Biotope

(1) Die folgenden Biotope werden, ohne dass im Einzelfall eine Rechtsverordnung erlassen werden muss, unter besonderen Schutz gestellt: 1. Quellbereiche, naturnahe Bach- und Flussabschnitte, naturnahe Kleingewässer, Altwasser, Verlandungsbereiche stehender Gewässer, Moore, Sümpfe, Röhrichte, seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen, nicht intensiv genutzte Feuchtwiesen, Bergwiesen, Binnensalzstellen; 2. Moor-, Bruch-, Sumpf-, Aue-, Schlucht-, Felsschutt- und Blockwälder; 3. Trockenrasen, Halbtrockenrasen, Borstgrasrasen, Zwergstrauch- und Wacholderheiden, Trockenwälder und -gebüsche, Staudenfluren trockenwarmer Standorte und Streuobstwiesen; 4. natürliche Block- und Felsschutthalden, Felsbildungen, Höhlen und Stollen, soweit diese nicht mehr genutzt werden sollen; 5. ausgebeutete und nach öffentlichem Recht nicht für eine Folgenutzung vorgesehene Lockergesteinsgruben und Steinbrüche; 6. alte Lesesteinwälle, Hohlwege, Erdfälle und Murgänge.

(2) Die Biotope nach Absatz 1 werden durch Biotopkartierung erfasst. Die entsprechenden Kartierungsergebnisse sind in den Kommunen öffentlich zugänglich zu machen.

(3) Alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung, nachhaltigen Störung oder Veränderung des charakteristischen Zustandes von besonders geschützten Biotopen führen können, sind verboten. ...

 

 

17.02.2009 Die Bleßberghöhle - ein Naturwunder für die Zukunft bewahren. Die Erkundungen im Januar 2009.

Wir wollen hier nicht einem ausführlichen Bericht des THV vorgreifen. Ein paar Fakten aber schon vorab. Wir hatten vom 17.1.-25.1.2009 die Gelegenheit die Höhle zu untersuchen. Die Obergrenze der Personen, die sich gleichzeitig in der Höhle aufhalten durften, und unsere Befahrungszeiten waren genau festgelegt worden. Das Bergamt hatte die Oberaufsicht an sich gezogen und konnte sich dem Ansturm von Politikern und Journalisten kaum erwehren. Für uns führte dieser Ansturm zu zeitweiligen Einschränkungen.

9 Tage sind natürlich viel zu kurz um ein System dieser Dimension zu erforschen. Normalerweise benötigt man mehrere Jahre dazu. Zum Vergleich: Die Rauensteiner Höhle ist dem THV bereits seit den 1920er Jahren auf einer Länge von etwa 200 m bekannt gewesen. Sie wurde teilweise als Schauhöhle ausgebaut und im 2. Weltkrieg als Luftschutzräumlichkeit genutzt. Aber erst Mitte der 1980er Jahre wurden die wahren Dimensionen der Höhle (1600m Länge) entdeckt.

Der Wasserstand in den Westteilen der Bleßberghöhle war im Januar um etwa 3m höher als im April 2008, obwohl permanent abgepumpt wurde. Es konnten durch uns weitere Teile der Höhle mit mehreren 100 Metern Länge entdeckt werden. Die hier aufgefundenen Sinterbildungen sind zum Teil äußerst sensible Gebilde, die leicht durch Unachtsamkeit zerstört werden können. Dieser Teil war zum Glück geschützt, durch sehr enge Passagen mit Lehm und Wasser, und nur durch Höhlenforscher befahrbar.

Ein Sinterraub, wie in den Ost- und Südteilen der Höhle wurde durch die umfassende Organisation seitens des Thüringer Bergamtes, soweit wir gesehen haben, verhindert. Wir hatten die Befahrungswege mit Absperrbändern markiert. Jedoch haben sich nicht alle daran gehalten. Durch zahlreiche unkundige Besucher, die teilweise ohne fachliche Begleitung unterwegs waren, wurden auch im Westteil bedeutende Sintergebilde zerstört. Hier stellvertretend nur zwei Beispiele:

Den im April entdeckten längsten uns bekannten Makkaroni konnten wir im Januar endlich mit einem Laserentfernungsmesser vermessen. Die Länge: 4,17 m!! Jetzt gibt es ihn nicht mehr. Auch seine benachbarten Geschwister, die tiefer als 2m hingen, wurden vermutlich aus Unachtsamkeit "abrasiert".

 Der "Hamster" ist Tausenden Menschen aus den Lichtbildvorträgen bekannt. Hier hing in einzigartiger Weise ein größeres Sintergebilde an zwei Makkaroni-Stalagtiten. Der "Hamster" überstand tapfer eine Besuchergruppe nach der anderen. Bis zum Sonnabend den 24.1.. Als wir gegen 14:30 Uhr vorbei kamen hing er noch. Beim Ausfahren 21:30 Uhr lag er abgebrochen im Schlamm unterhalb der Stelle an der er die letzten Jahrtausende gewachsen ist.

Die Auswertung der Untersuchungsergebnisse werden auch bei uns Höhlenforschern noch einige Monate in Anspruch nehmen.

Hier einige Bilder des Westteils vom Januar 2009

 

13.11.2008 Hier kommentieren wir das geplante Vorgehen und die falschen Annahmen der Bahn:

13.11.2008 Zu den neuesten Pressemitteilungen: Wir sind nicht gegen eine Ausstellung des Sinters im Rauensteiner Porzellanmuseum, der aus dem Bereich unter dem Tunnel herausgebrochen wurde und für immer in der Halde verschwunden ist, die später geschreddert wird.

Es geht darum zu verhindern, dass die Schatzkammer am Beginn der Ostteile völlig unnötig zerstört wird. Auf dem Bild ist ein Teil des Raumes zu sehen. Auch nach den speziellen Bauvorschriften der Bahn kann ein Fliessgewässer unter der ICE Stecke durchgeführt werden. An der Oberfläche wird das im übrigen auch so gehandhabt.

3.11.2008 Der Höhlenabschnitt unter dem Tunnel und 15 Meter beiderseits des Tunnels soll bis auf uns unbekannte Tiefe mit Beton verfüllt werden. Dadurch hofft man eine stabile Auflage für den Tunnel zu erreichen. Vorher soll aus der Schatzkammer (siehe Foto oben) einem der schönsten Räume der Höhle, der im 15 Meter Bereich liegt, soweit möglich der Sinterschmuck entnommen und dem Porzellanmuseum Rauenstein zu Verfügung gestellt werden.

Wir sagen: Sinterschmuck gehört in die Höhlen, mit ihren speziellen Bedingungen, und zwar an den Platz, an dem er entstanden ist und weiter wachsen kann. Er gehört nicht in den trockenen Keller eines Museums oder auf irgendeinen Schreibtisch als Briefbeschwerer . Unserer Einschätzung nach ist der weitaus größte Teil des Sinterschmuckes aufgrund der flächenhaften Übersinterungen sowieso nicht zu entnehmen. Mit dem Verfüllen der Schatzkammer und der Trennung der beiden Höhlenteile wird eine zukünftig mögliche Schauhöhlenerschließung extrem verteuert. Der Stollen zur Schauhöhlenerschließung müsste dann vom Westen vorgetrieben werden. Hier sind mehrere 100 Meter Länge erforderlich, während im Osten circa 50 Meter ausreichen dürften. Auch für die Sicherheit im Tunnel ist der Erhalt der Verbindung beider Höhlenteile wichtig, da der Ostteil als Puffer für den Wasserstand im Westen wirkt. Kurz nach der Befahrung der Ostteile kam es hier am 14.4.08 zum schnellen Ansteigen des Wassers aufgrund starker Regenfälle, obwohl vom Osten her kein Zufluss festgestellt wurde. Dieses Wasser kam also mit höchster Wahrscheinlichkeit aus dem Westteil der Höhle.

In den Westteil der Höhle ist eine Bohrung mit anschließender Verrohrung vorgesehen. Durch dieses Rohr könnten dann für circa 14 Tage Politiker, Behördenvertreter, Naturschützer und Höhlenforscher in die Höhle gelangen. Ziel ist die Klärung ihres weiteren Verlaufes, der Hydrologie, der Schutzwürdigkeit und der Möglichkeit sie als Schauhöhle zu erschließen.

Wir sagen: Die Kosten für diesen zeitlich eng befristeten Zugang vom Tunnel aus, inklusive Baustopp im Januar 09 können höher werden, als für die Bohrung eines Schachtes von der Oberfläche in den Westteil. Der Schacht könnte durch die Forschung dauerhaft genutzt werden. Auch für die Bahn ist das von Nutzen, da man über Veränderungen in der Höhle (z.B. Wasserstände) informiert ist. Gleichzeitig wäre der Schacht im Falle eines späteren Schauhöhlenbetriebes ein möglicher Rettungsweg. Zur Hydrologie: Das Verhalten des Wassers im dortigen Karstsystem kann unmöglich in 14 Tagen geklärt werden. Es wird argumentiert, dass das Fuchsloch als eine Art Überlaufschutz für die Bleßberghöhle fungiere und daher den ICE Tunnel vor Wassereinbrüchen schütze. Das Fuchsloch, ein Quellaustritt bei Neundorf, liegt in 505 m Höhe ü.M.. Der Wasserspiegel der Bleßberghöhle zur Zeit der Befahrung lag bei circa 490 m, liegt also tiefer. Wenn eine Verbindung zwischen Fuchsloch und Bleßberghöhle besteht, dann fließt das Wasser aus dem Fuchslochsystem in die Bleßberghöhle und nicht umgekehrt. Wasser kann im Karst hydraulische Effekte hervorrufen, d.h. relativ kleine Mengen Wasser können tonnenschwere Gesteinsformationen bewegen. Lehm als Schmierung kann das noch begünstigen. Wir hatten bei der Erkundung des Westteils der Höhle am 3.4.2008 einen Zufluss von circa 20 Litern in der Sekunde in die Höhle zu verzeichnen. Zur selben Zeit schüttete das Fuchsloch circa 25 Liter pro Sekunde. Am Fuchsloch wurden aber zu Schneeschmelze schon 300 Liter pro Sekunde gemessen. Man kann also vermuten, das auch der Zufluss zur Bleßberghöhle um das mehrfache höher sein kann. Die Wassertechnische Sicherheit der Tunnels ist von den maximal möglichen Schüttungsmengen abhängig und nicht von irgend einem Wert im April 2008 oder Januar 2009.

Was ist unserer Meinung nach zu tun: Es muss eine Lösung gewählt werden, die die Verbindung von Ost- und Westteil der Höhle unter dem Tunnel gewährleistet (Brücke, Betonelemente oder Rohr mit mindestens 2 x 2 Metern Größe). Die Bahn und die Behörden müssen sich jetzt entscheiden: Will man die jahrzehntelangen Erfahrungen der Höhlenforscher des THV e.V. im Karst der Schalkauer Muschelkalkplatte nutzen um Entscheidungen zu fällen, die die Sicherheit der zukünftigen Fahrgäste und der Investitionen betreffen? Dann müssen die Höhlenforscher mit an den Tisch und auch alle geologischen Unterlagen die der Bahn vorliegen bekommen. Wir haben unsere Unterlagen vom Anfang an, schon in der ICE Planungsphase, zur Verfügung gestellt. Oder will man auf die Mitwirkung der Höhlenforscher verzichten. Dann werden wir in aller Öffentlichkeit die getroffenen Maßnahmen kommentieren. Die Öffentlichkeit und die zukünftigen Fahrgäste haben ein Recht darauf zu erfahren wie umweltverträglich man hier vorgegangen ist und welche Risiken in diesem Abschnitt dann stecken. Wir wollen verhindern das jetzt Tatsachen geschaffen werden, die später mit noch viel höheren Kosten für die Bahn wieder berichtigt werden müssen. Man hat aktuell seitens der Bahn vor den selben Fehler zu wiederholen wie nach der Entdeckung der Höhle, als man nicht dem Vorschlag des THV folgte, Betonrohre für einen dauerhaften Zugang während der Bauphase zu verlegen. Jetzt muss man einen weit höheren Preis bezahlen um den Zugang wieder zu ermöglichen.

Abschließendes Statement: Die Höhlenforscher des Thüringer Höhlenvereins beabsichtigen in keiner Weise, den Weiterbau des ICE-Tunnels zu behindern oder gar zu verhindern. Es ist jedoch nach unserer Wertung im Interesse der Sicherheit des Tunnelbauwerkes und des Bahnbetriebes zwingend erforderlich, eine dauerhafte Verbindung zwischen beiden Höhlenteilen zu errichten, um die hydrogeologischen Verhältnisse / Karstwasserverhältnisse wieder herzustellen, die vor dem Bau des Tunnels vorlagen. Dies gilt um so mehr, da das Fließregime im Bereich der Höhle bedingt durch den noch völlig unzureichenden Erforschungsstand noch weitgehend unbekannt ist und alle diesbezüglich angenommenen Werte ausschließlich auf statistisch nicht gesicherten Zufallsbeobachtungen beruhen. Wir bieten hierdurch nochmals unsere intensive Unterstützung bei den hierfür notwendigen Untersuchungsarbeiten an.